Die eigene Palette kennen – Teil 4 (Farbtöne)

In diesem Post erwartet euch eine ganze Menge. Es geht darum, wie sich die einzelnen Töne in eurem Farbkasten / in euren Tuben / Flaschen usw. verhalten. Allein. Und untereinander. Wie man sie beeinflussen kann. Verändern. Und noch ein paar Dinge mehr. Deswegen am besten der Reihe nach (ich sehe schon, dieser Beitrag wird laaang. Sorry!):


Am Anfang steht natürlich die Frage: Welche Farbtöne sollte man kaufen?

Dazu kann euch niemand einen allgemeingültigen Rat geben. Manche beginnen mit einer Liste zu den Farben, die sie in einem Workshop verwenden werden (also eine Empfahlung des Kursleiters). Andere mit dem fertig zusammengestellten Set eines Herstellers. Beides ist prima, denn in beiden Fällen hat sich eine Person bei der Farbzusammenstellung etwas dabei gedacht, die davon schon Ahnung hat.

Tipp:

Wählt kein zu großes Set (und auch eine sehr lange Materialliste für einen Workshop sollte euch zu denken geben) – warum seht ihr beim Weiterlesen. Ungefähr sechs Farben genügen für den Anfang vollkommen. Zwölf Farbtöne sind schon reichlich. Manche schwören auch auf nur drei Farben fürt den Start.

Falls ihr mit Aquarell beginnt, orientiert euch an den fertigen Farben in einem kleinen Set – und kauft diese dann einzelnd zusammen mit einem größeren Leerkasten. So könnt ihr ihn später beliebig um neue Farbtöne ergänzen und braucht keinen neuen Kasten.

Und wonach wählt man die Farben aus?

Natürlich einmal danach, dass sie auch zusammen gut wirken. Vorallem aber, dass man sie auch gut untereinander mischen kann. Daher ist es (meisten) sinnvoll, wenn euer Sortiment z.B. nicht nur Blautöne enthält, weil ihr Blau besonders mögt. Das kann auch sehr interessant sein, aber ihr werdet dann nur Abstufungen von Blau mischen können. Falls ihr doch mal Orange benötigt, wird’s schwierig.

Deswegen orientieren sich die meisten fertigen Sets an den Grundfarben zu einem Farbkreis (dazu schreibe ich bestimmt auch noch etwas …). Was bedeutet, dass sich aus den Grundfarben viele unterschiedliche „Zwischenfarben“ mischen lassen. Also aus Rot und Gelb verschiedene Arten Orange (bis Braun), je nachdem ob mehr von der einen oder der anderen Farbe verwendet wird.
So kann man schon mit wenigen Farbtönen ein sehr großes Spektrum aus seinem Kasten zaubern. Und das Tolle daran ist: Die Farben harmonieren auch gut zusammen, weil die gemischte neue Farbe ja Teile der anderen beinhaltet.

Wie lernt man Farbe kennen?

Mischt! Ganz viel. Probiert aus. Je mehr, desto besser. Es macht Spaß. (Wirklich!)
Und (jetzt kommt etwas Überraschendes:) probiert auch das Mischen mit einer Farbe aus. Findet heraus, wie die Farbe sich verändert, wenn ihr ganz viel davon auftragt. Oder wie sie sich verhält, wenn ihr sie bis fast zur Unsichtbarkeit verdünnt habt – und natürlich alles dazwischen. Auf diese Art werdet ihr in kurzer Zeit sehr viel über eure Farbtöne wissen:

  • wie unterschiedlich sie verlaufen, wenn ihr sie verdünnt (Fließverhalten)
  • wie stark oder schwach sie andere Farben beim Übermalen abdecken (Deckkraft)
  • und ob das enthaltene Pigment dazu neigt, auf strukturiertem Papier oder zusammen mit anderen Farbtönen (und wenn welchen) körnig zu werden – was einen sehr schönen Effekt geben kann (Granulation)


Deswegen auch der Rat, mit nicht ganz so vielen Farben auf einmal zu beginnen. Man kann auch schon mit wenigen leicht beim Kennenlernen in einen kleinen „Farb-Rausch“ kommen. Jedes neue Ergebnis ist wieder spannend. Und es fallen einem so viele neue Ideen für Bilder dabei ein, die man damit machen möchte …


Zu den Begriffen oben in den Klammern gibt es übrigens bald noch mehr Infos im Post „Farbkennzeichnung und Farbbesonderheiten“.

Noch eine Möglichkeit: Mixed Media

Zu tollen Ergebnissen kann man auch kommen, wenn man in einem Bild mit Farben verschiedener Art malt. Also zum Beispiel Tusche und Aquarell … oder Buntstift mit Pastell … oder Öl über Acryl (nicht andersherum!) … Collage mit Markern …

Diese Art nennt sich dann „Mixed Media“.

Ihr seht: die Möglichkeiten sind endlos. – Man kann damit wunderbar ausprobieren, die schönsten Effekte entdecken und viel über seine Farben herausfinden.

Aber bitte denkt daran: Es sind so Malerei-Experimente. Denn die verschiedenen Farben können ganz überraschend miteinander reagieren – und das leider auch erst im Laufe der Zeit. So kann die tolle Malerei dann irgendwann verwischen, zerfallen oder sich verändern, weil Inhaltsstoffe sich beeinflusst haben. (Und je besser ihr eure Farben und Malmittel kennt, desto genauer wisst ihr, wann alles gut geht.)

Krebs und blaue Farbe

Apropos Malmittel: Zu fast jeder Farbe gibt es auch noch mal eine GROSSE Bandbreite an Möglichkeiten und Zusatzmitteln, um sie zu verändern und bestimmte Effekte zu erzeugen. Das ist aber ein eigenes riesiges Thema. Deswegen schreibe ich dazu einen neuen Post – und noch ein paar Infos bei den jeweiligen Farb-Arten.


Inzwischen wisst ihr schon ganz schön viel darüber, wie ihr mit eurer eigenen „Palette“ vertraut werden könnt. Und – wie ich so ähnlich am Anfang geschrieben habe – natürlich geht es nicht nur ums Ausprobieren. Ganz viel Erfahrung zu euren Farben bekommt ihr schlicht dadurch, dass ihr mit ihnen malt. Sie kennenlernt. Versucht, eure Vorstellungen und Ideen in Bildern festzuhalten.

Deswegen will ich euch jetzt auch gar nicht mehr lange aufhalten. Nur noch eine Kleinigkeit, um den Überblick über die eigene Palette etwas unkomplizierter zu machen:
In Teil 5 „Die eigene Palette kennen“ geht es um etwas, das ich selbst gerne verwende und als sehr nützlich empfinde: Eine erweiterte Farbkarte.

Sie unterscheidet sich ein ganzes Stück von der Vorlage für den Farbkasten, die ihr in Teil 3 Herunterladen könnt. Dazu also mehr in „Die eigene Palette kennen – Teil 5 (Die erweiterte Farbkarte)„.

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