Natürlich weiß jede*r Malende, dass Blau eben nicht einfach blau ist!
Spätestens beim Einkauf sieht man die langen Reihen mit den Farbunterschieden, verschiedenen Abstufungen und Tönen: Ultramarin und Preussisch Blau, Kobalt, Coelin, Bergblau, Königsblau, Himmel- und Meerblau, Tiefblau, Indigo und viele, viele mehr.
„Nun gut“, denkt man sich dann, „auf meiner nun leeren Farbenpackung steht >Kobalt<. Dann kaufe ich eben Kobaltblau.“ Zuhause setzt man sich wieder vor sein schon halb fertiges Bild, taucht mit Begeisterung den Pinsel in die neue Farbe … – und wenn man Glück hat, bemerkt man den FarbUNTERSCHIED, bevor man weitergemalt hat. Leider verändern sich viele Farben noch beim Trocknen, so dass einem das Malheur vielleicht auch erst viel später auffällt.
Denn Blau ist nicht Blau. Und Kobalt ist eben auch nicht gleich Kobalt. Das gilt übrigens auch für alle anderen Farbtöne – inklusive Schwarz und Weiß!
Aber woher kommen die Unterschiede?
Ganz einfach:
Farbtöne, und auch die Bezeichnungen dafür, sind nicht genormt.
Zwar gibt es soetwas wie eine allgemeine Tendenz, bestimmten Farbnuancen einen bestimmten Namen zu geben.
Dieser orientiert sich zum Beispiel an den Pigmenten, aus denen der Farbton gemacht wird (oder wurde). Oder auch an Herkunft oder traditionellen Namen für einen ähnlichen Farbton, wie „Königsblau“ (wobei ich davon schon Abstufungen von sehr hellem Blau bis zu ganz dunkel gesehen habe, je nach Marke).
Manche Namen sind auch einfach nur beschreibend, wie „Sonnengelb“ oder „Blattgrün“.
Viele große Hersteller entwickeln für ihre Serien ein eigenes Farbkonzept, dem sie treu bleiben und an dem man sich orientieren kann. Aber nur bei diesem Hersteller. Dessen Konkurrent wird (meistens) ein anderes Farbsystem verwenden.
Und auch bei dem selben Hersteller sieht z.B. Coelin ev. gleich aus, egal ob in den Studien- oder den echten Künstlerfarben. Aber es ist mit Sicherheit nicht das gleiche darin, was wiederum große Auswirkungen auf Dinge wie Malverhalten oder Lichtechtheit hat (mehr dazu in den anderen Posts über Pigmente – und in dem über „Farbsysteme“).
Und woher kommen diese Unterschiede?
Einerseits, weil natürlich jeder Hersteller seine ganz eigene Mischung von Zusatzstoffen in seinen Farben verwendet.
Und auch, weil er Pigmente (also „reine“ Farbtöne) mischt, um andere Farbtonvariationen anbieten zu können – oder den gleichen Farbton preiswerter.
Aus diesem Grund gibt es Künstler, die sich ihre Farben aus den Rohstoffen selbst herstellen. Oder die darauf achten, welche und wie viele unterschiedliche Pigmentfarbtöne in jeweils einer Farbe eines Herstellers verarbeitet wurden.
Sie wollen mit möglichst „reinen“ Farbtönen malen. – Tatsächlich ist es so, dass Farben oft einen nicht so schönen „Schlammton“ beim Mischen ergeben, wenn sie selbst schon aus sehr vielen verschiedenen Pigmenten bestehen.
Im Gegensatz zu den angemischten Farben sind Pigmente im Color Index (C.I.) registriert und haben dort eine eigene Nummer (z.B. „PB 29“ also Pigment blue Nr. 29 = Ultramarin). Anhand dieser Farbnummer kann man die Pigmente in einer Farbe herausfinden.
Leider hilft einem das nicht wirklich, wenn man mal wieder vor dem Farbregal steht und „seine“ Farbe nachkaufen möchte – selbst wenn man die Nummer des darin enthaltenen Pigments kennt:
Nicht jeder Hersteller macht Angaben dazu, welche Pigmente er wo verwendet (denn von den besonderen Mischungen lebt ja auch sein Unternehmen und soll nicht nachgeahmt werden).
Und außerdem kennzeichnen die C.I.-Nummern zwar ein bestimmtes Pigment – aber das umfasst noch immer eine ganze „Farbfamilie“: Je nach chemischer Zusammensetzung und Form der Kristalle kann der Ton in seinen Nuancen variieren. Und das ergibt am Ende eine sehr andere Farbe.
Was also tun beim Farbenkauf?
Wenn einem tatsächlich die Farbe mitten im Bild ausgeht, ist es am besten genau den gleichen Farbton vom selben Hersteller und der selben Marke nachzukaufen.
Denn selbst wenn man einen wirklich gleich aussehenden Ton woanders finden sollte – die Wahscheinlichkeit ist groß, dass die Farben unterschiedlich altern (ja, das tun sie). Und dann ist es doch besser, wenn das im Bild gleichmäßig passiert, und es nicht fleckig wird.
Noch einfacher ist es natürlich, vor dem Malen darauf zu achten, dass genug Farbe da ist …
Was sonst noch? – Seht euch original Farbkarten an. Und wo immer Farben „in Action“ zu sehen sind, die Euch gefallen: Versucht, herauszufinden wie die Bezeichnung und der Hersteller sind.
Tolle Quellen dafür sind natürlich Malvorführungen und Workshops, aber auch online Tutorials oder Atelierbesuche. So bekommt ihr einen guten Überblick über die Farben, die es so gibt – und die ihr wirklich gut findet.
Und nach und nach wächst in eurem Malkasten eine Zusammenstellung, die wirklich „eure eigene“ ist.
Vorallem: Probiert Farben aus, wenn sich die Gelegenheit bietet. Besonders natürlich die, die ihr schon habt (mehr dazu auch im Post „Die eigene Palette kennen„). So wisst ihr über den Inhalt in eurem eigenen Malkasten wirklich gut bescheid. Auch, wie schnell ihr die einzelnen Farben verbraucht – und wie lange euer Vorrat so reicht.
Dann geht euch auch nie mitten im Bild die Farbe aus 😉
Viel Spaß beim Malen!